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Systemrelevant Podcast: Fleischindustrie – Kampf um gute Arbeitsbedingungen geht weiter

Was hat sich seit der Einführung des Arbeitsschutzkontrollgesetzes in der Fleischindustrie verändert? HSI-Direktor Ernesto Klengel und Serife Erol vom WSI sprechen über positive Effekte und Nachteile.

[29.04.2025]

Seit Mai 2022 analysiert das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung unter anderem mit dem HSI die Auswirkungen des Arbeitsschutzkontrollgesetzes in der Fleischindustrie. In der neuen Podcast-Folge von „Systemrelevant“ berichten Ernesto Klengel und Serife Erol von ihrer gemeinsamen Konferenz „Verbot von Werkverträgen – Erfahrungen und Lehren aus der Fleischindustrie“, die Ende März in Berlin stattfand. Dort wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts vorgestellt und diskutiert.

Serife Erol nennt im Podcast als zentralen und positiven Effekt des Gesetzes, dass undurchsichtige Subunternehmensstrukturen aufgelöst wurden.

Weitere positive Folgen des Arbeitsschutzkontrollgesetzes:

  • Laut Betriebsräten seien Probleme rund um Werkverträge komplett verschwunden
  • Verbesserungen in Bezug auf Arbeits- und Gesundheitsschutz
  • Mehr Beschäftigte in den Fleischbetrieben ► ehemalige Werkvertragsbeschäftigte sind jetzt größtenteils Teil des Betriebsrats

Neben den positiven Effekten gibt es aber auch Nachteile und Herausforderungen:

  • Löhne zwar gestiegen, aber die Fleischindustrie bleibt eine Niedriglohnbranche
  • Besonders betroffen sind ausländische Beschäftigte (mehr als die Hälfte von ihnen verdient Niedriglohn)
  • Deutlicher Anstieg bei befristeten Neueinstellungen seit 2021
  • In vielen Fleischbetrieben bestehen bis zu vier unterschiedliche Vertragsbedingungen nebeneinander ► das führt auch zu Spannungen zwischen ehemaligen Werkvertragsbeschäftigten und der Stammbelegschaft

Es fehlen einheitliche Regelungen in der Fleischindustrie. Mögliche Lösung: ein flächendeckender Mantel-Tarifvertrag. Laut Erol sieht es aktuell aber nicht danach aus, als wäre eine branchenweite Lösung kurzfristig durchsetzbar.

Auch DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi sieht das Arbeitsschutzkontrollgesetz insgesamt als großen Erfolg. Sie betonte in Berlin: „Es ist gelungen, dass hier die schlimmsten ausbeuterischen Zustände reglementiert worden sind. Allerdings wissen wir, dass die Fleischindustrie nicht die einzige betroffene Branche ist. Wir haben zum Teil geradezu mafiöse Strukturen in dieser Subunternehmerkette, wo ein Werkvertrag einfach immer weitergegeben wird und jeder will daran verdienen (…).“

Fahimi fordert ein Direktanstellungsgebot auch für andere Berufszweige, insbesondere den Paketdienst. Im Podcast zeigen Erol und Klengel, welche Perspektiven die Umsetzung des Gesetzes für die Regulierung der prekären Beschäftigung in weiteren Branchen bietet.

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

Alle Folgen in der Übersicht

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