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Systemrelevant Folge 266 HERO Podcasts

Systemrelevant Podcast: Wie gerecht sind Tarifverträge im öffentlichen Dienst?

Milena Herbig, diesjährige Gewinnerin des Hugo Sinzheimer Preises, stellt in dieser Folge mit HSI-Direktor Ernesto Klengel ihre Dissertation vor. Sie hat sich mit Tarifverträgen im öffentlichen Dienst beschäftigt und dabei unter anderem die Kriterien für die Entgeltfestlegung untersucht.

[23.10.2025]

Wonach richtet sich das Arbeitsentgelt von tarifgebundenen Beschäftigten im öffentlichen Dienst? Gibt es klare Kriterien?

Diesen Fragen hat sich Milena Herbig in ihrer Dissertation mit dem Titel „Rechtsfragen der Eingruppierung im öffentlichen Dienst“ gewidmet, die in diesem Jahr mit dem Hugo Sinzheimer Preis ausgezeichnet wurde. Dabei handelt es sich um eine jährliche Auszeichnung unter der Schirmherrschaft des Hugo Sinzheimer Instituts (HSI) für exzellente und herausragende Doktorarbeiten im Arbeitsrecht.

 

 

Milena Herbigs Arbeit behandelt ein Thema, „das ganz viele Arbeitnehmer*innen betrifft: die Bezahlung ihrer Arbeit. Eingruppierung bezeichnet die Feststellung der Entgeltgruppe nach den Tarifverträgen“. Dabei stellt sie klar: Beamt*innen fallen nicht darunter. Die tarifvertraglichen Regelungen gelten für Arbeitnehmer*innen im öffentlichen Dienst. Für Beamt*innen gibt es gesetzliche Regelungen zur Besoldung. 

Tarifverträge TVöD und TV-L: Nach welchen Kriterien richten sich die Entgeltgruppen?

Die Wissenschaftlerin hat die rechtlichen Rahmenbedingungen betrachtet, die es für die Eingruppierungsregelungen gibt. Dabei hat sie das Völkerrecht, Europarecht, Verfassungsrecht sowie das einfache Recht herangezogen. 

„Ich habe mir die Tarifverträge TVöD und TV-L näher angeschaut. Nach welchen Kriterien richtet sich die jeweilige Entgeltgruppe? Woher kommen diese Kriterien eigentlich und wie haben sie sich im Laufe ihrer rund hundertjährigen Geschichte mittlerweile verändert?“

Tarifverträge im öffentlichen Dienst: „Wir haben ein Transparenzproblem“

In der Podcast-Folge sprechen Milena Herbig und Ernesto Klengel auch über die politische Bedeutung der Arbeit, insbesondere im Kontext der Geschlechtergerechtigkeit und der neuen europäischen Entgelttransparenz-Richtlinie. Diese soll den Grundsatz der Entgeltgleichheit von Männern und Frauen bei gleicher und gleichwertiger Arbeit stärken.

In den bestehenden Entgeltordnungen würden Belastungen und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten beispielsweise gar nicht genannt, Verantwortung als Merkmal sei überwiegend in den höheren Entgeltgruppen zu finden, sagt Herbig. 

Ist das gerecht? „Daraus lässt sich jetzt zwar noch nicht schließen, dass die Tarifverträge total diskriminierend sind, aber wir haben ein Transparenzproblem”, betont Milena Herbig.

Heißt also: „Wir sehen gar nicht, welche Kriterien die Tarifvertragsparteien genau zugrunde gelegt haben, wie sie genau zu der Bewertung einer Tätigkeit gekommen sind. Das ist problematisch für den Entgeltgleichheitsgrundsatz und deshalb ein guter Anlass für die Tarifvertragsparteien, die Entgeltordnung zu überarbeiten und vielleicht auch die Kriterien zu Hilfe zu nehmen, die in der neuen europäischen Entgelttransparenzrichtlinie genannt werden.“

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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